Halloween im Mittelalter
Es war der 31. Oktober 1238, und der Herbst hatte Köln fest im Griff. Die blätterlosen Bäume am Rheinufer standen wie stille Wächter an der Frankenwerft, als der Benediktinermönch Ansgar die schwellengebogenen Türen der Hausbrauerei Halverrogge öffnete. Der Geruch von frisch gebrautem Bier und gebratenem Fleisch umhüllte ihn wie ein warmer Mantel.
„Wille! Mein guter Wirt!“, rief Ansgar, während er durch den Raum schritt, der von fröhlichem Gelächter und dem Klirren von Bechern erfüllt war.
„Ansgar! Was führt dich zu uns an diesem frostigen Tag?“, erwiderte Wille, der Wirt, mit einem breiten Grinsen. Sein bärtiges Gesicht strahlte vor Freude, als er auf den Mönch zutrat.
„Ich komme wie in jedem Jahr im Namen des Klosters Groß Sankt Martin. Unser ehrwürdiger Abt Damian lässt dich besonders christlich grüßen.
Wie in jedem Jahr naht wieder die Feier des „All Hallows Eve“, dass man im Dialekt auch „Halloween“ nennt und wir benötigen deine Unterstützung“, erklärte Ansgar und blickte ernsthaft in Willes Augen.
„All Hallows Eve? „Halloween“? Ein Brauch, den ihr aus dem alten Irland mitgebracht habt! Nicht wahr?“ Wille wusste sofort, welchen Anlass Ansgar meinte. „Und du willst…gutes, frisch gebrautes Bier und leckere, knusprige Schweinehaxen?“
„Ja, genau, ja genau!“, sagte Ansgar begeistert. „Wir entzünden um die Vesper-Zeit vor der Kirche große Feuer und bereiten dann ein Festmahl, um den Sommer zu verabschieden und den Winter willkommen zu heißen. Es ist aber auch der Zeitpunkt, um in dieser Nacht christlich unserer Verstorbenen zu gedenken.“
„Ich erinnere mich an die alten Geschichten, die ihr mir schon einmal erzählt habt“, lächelte Wille. „Die Geister, die verscheucht werden müssen! Mit Kostümen und gruseligen Gewändern für den großen Abend!“
„Ganz genau!“, nickte Ansgar. „Und wir möchten auch für die eventuell anwesenden Geister aufdecken, falls es diese hungert und dürstet. Du weißt, wie viel Mühe wir uns geben, um die Tische für alle im Kloster zu füllen.“
Wille kratzte sich am Kopf, während er nachdachte. „Und was bekomme ich im Gegenzug, Ansgar? Ein paar Krüge deines heiligen Wassers aus dem Kloster?“
Ein Lächeln verzog Ansgars Mund. „Vielleicht ein wenig mehr als das, Wille. Die notwendige Absolution, die du so sehr suchst, für deine, deine…….. gewissen Dinge im Hinterzimmer?“
„Ah, kapiere, du meinst, diese kleinen Spiele, die die Zeit vertreiben!“ Wille hatte ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. „Du weißt, ich habe ein Faible für kleine Herausforderungen. Aber ich darf meine Seele nicht ganz mit dem Glücksspiel versauen!“
„Wenn du uns hilfst, Wille, so helfen auch wir dir. Lass uns gemeinsam das Fest vorbereiten. Dein Bier wird fließen wie der Rhein, und die Haxen werden das Festmahl krönen. Die Menschen werden in Scharen strömen, und wer weiß, vielleicht siehst du in der Nacht noch einige Gespenster!“ Ansgar lachte herzlich.
„Also gut, Ansgar“, erklärte Wille, klopfte sich die Hände ab. „Ich werde dir die gewünschte Spende des Brauhauses geben. Aber bete für mich und halte mich vom Glücksspiel fern, aber argumentiere dies nicht in der Kirche! Bitte“
„Ein deal! Auf unsere Feier! Mögen deine Gäste heut und in aller zukünftigen Zeit sich dieser kulinarischen Genüsse erfreuen dürfen! Wo man doch zurecht deine Brauerei schon heutzutage „Haxenhaus“ nennen sollte!“, rief Ansgar, erhob die Arme zur Decke, als ob er die Flamme der Feierlichkeit bereits in seinem Herzen spürte.
Gemeinsam schüttelten sie die Hände, und Ansgar spürte, dass die Vorbereitungen für die Erntedankfeier nun in vollem Gange waren. Das Licht der Feuerflammen, die bald vor der Kirche brennen würden, war bereits in der Luft zu spüren. Und mit jedem Krug Bier, der gefüllt werden würde, wuchs die Vorfreude auf das alte Fest mit allen seinen Geistern und Lebenden.
Diese Geschichte ist frei erfunden und beruht nur auf historisch beschriebene Örtlichkeiten und Begebenheiten.