Alles joot?
In dieser Zeit, wo die meisten von uns sich von der Stimmung um uns herum einfangen lassen, da zwängt sich der eine oder andere Gedanken in unsere Hirnwindungen, die man so eigentlich nicht vor hatte, zu denken.
Die Stadt erstrahlt glänzend schön in voller Pracht der Weihnachtszeit. Im Fernsehen erleben wir, was man zu tun hat, um ein perfektes Menü auf den Festtagstisch zu zelebrieren. Und obwohl die eine Hälfte deiner Denkfabrik versucht, dich zu beruhigen; „Langs, langsam, es hat noch Wochen Zeit mit den Besorgungen für Geschenke, da alarmiert die andere Hirnhälfte etwas ganz anderes, nämlich: so schnell wie möglich sollst du shoppen gehen und Vorbereitung für das Weihnachtsfest treffen.
Denn mit seinem Wunsch, den Menschen, die man mag, eine Freude machen zu können, lassen einen selbst in die Erinnerungen der eigenen Kindheit gleiten. Angenehmes, Brust erfüllendes Hervorkramen von Gefühlen, die diese Bilder von Tannen, Christbaumkugeln, Schneelandschaften und Gerüche von gebrannten Kastanien, heißem Glühwein mit Zimt auslösen.
Und auf dem Heinzelmännchen-Weihnachtsmarkt reiten die Kleinsten mit roten Bäckchen auf weißen Karussell-Pferdchen, auf der bunt beleuchtete Schlittschuhbahn schieben sich Anfänger und Pirouetten-Könner Runde um Runde um das Denkmal des alten Königs Friederich-Wilhelm dem III herum und die erwartungsvollen Besucher schieben sich durch Marktgässchen.
Die Namensgeber des Weihnachtsmarktes, die ´Heinzelmännchen´ hatten der Sage nach am Rheinufer zwischen Salz- und Markmannsgasse des Nachtens ihre willkommenen Hilfsdienste den Kölnern Handwerker zu Gute kommen lassen.
Wie wir alle lernten, hatte damals die Frau des Schneiders durch das Streuen von Erbsen das große Abschieds-Debakel der Heinzelmännchen ausgelöst, wonach diese niemals mehr zur Nachtschicht erschienen.
(Für die, die die Story nicht kennen: die Frau vom Bäcker und auch die vom Metzger hatten gegenüber der Schneidersfrau behauptet, die Heinzelmännchen gesehen zu haben. Und zwar immer dann, wenn diese ihre Zipfelmützen abgelegt hätten. Das wollte diese nicht so einfach hinnehmen. Deshalb streute die Frau des Schneiders der Sage nach Erbsen auf unsere Treppe, damit die Heinzelmännchen beim Runterpurzeln ihre Mützen verlören und damit sichtbar werden mussten.)
Das Haxenhaus hat vor Jahren das Patronat für die Heinzelmännchen in einem Buch über die Sagen von Köln übernommen, weil das Haxenhaus direkt am Rhein liegt, verbrieft eine Schneiderwerkstatt im oberen Stockwerk hatte und bis dato die denkmalgeschützte Treppe noch vermeintliche Spuren der heruntergepurzelten Heinzelmännchen tragen.
Diese Sagen und Märchen und die vorweihnachtliche Zeit versetzen uns Menschen in eine andere Welt. Man rückt zusammen und ist empfänglich für wohlige Momente.
So wie im Advent im Haxenhaus. Wenn Besucher beim Eintreten den schweren Filzvorhang an der Tür zu Seite schieben und sich freuen, aus der Kälte kommend an einen warmen Ort zu gelangen, ihre Kopfbedeckung abnehmen und mit erwartungsvollen Augen in den weihnachtlich dekorierten Raum schauen. Um dann den herzhaften Duft von frisch Gegrilltem und die Stimmung von gut gelaunten Menschen in einer vollen Gaststube zu erleben.
Die Vorfreude auf ein Zusammensein, auf eine gute Zeit mit Menschen, die man sonst nur bei der Arbeit in der Firma trifft. All dies und dazu die Erwartung auf leckere Getränke und Schmackhaftes aus der Haxenhaus-Küche lassen viel Raum für ein Wohlgefühl tief im Inneren.
Zu leben und zu arbeiten in einem denkmalgeschützten Haus verleitet einen oft, besonders beim Betrachten alter Aufzeichnungen, zu Gedanken, wie schnell die Zeit vorbeigeht und wirft die Frage auf, welche Rolle wir eigentlich mit unserer Lebenszeit in Laufe der Geschichte spielen oder gespielt haben. Denn, genau betrachtet ist der Verlauf der Geschichte nichts anderes als die Aneinanderreihung von einer Menschen-Generation an die andere.
Wir, im Haxenhaus, haben es zu unserer Aufgabe gemacht, verschiedene Epochen kulinarisch ineinanderfließen zu lassen. Zubereitungsarten von Speisen, das Herbeiholen von verschiedenen Fleischsorten und Nachforschungen über Gewürze. Zu welcher Zeit gab es sie und über welche Orient-Route sie transportiert wurden, bis sie auf die Rheinschiffe verladen wurden.
Im nächsten Blog möchte ich über den Sohn einer unserer Vorgänger im Haxenhaus erzählen. Dessen Sohn ging als Kreuzritter von Köln in den Orient, um seinem Schwur gerecht zu werden. Weil er dabei mit anderen Rittern aus ganz Europa unterwegs war, haben wir ein Haxengericht dem damaligen Geschehen gewidmet.
Warum und wie es zu der Haxe „Haxelot“ kam, (die ihr seid November auf unserer Herbst/Winterkarte findet) und wieso früher unser Haus „Brauhaus zum Verlorenen Sohn“ hieß, erfahrt ihr dann.
Ich wünsche Euch eine schöne Woche, einen guten Start in die Adventszeit und vor allen Dingen, Freude am Leben……..
Bis nächste Woche
Wilhelm H. Wichert, Wirt vom Haxenhaus