Kloster Haus Nazareth

Mit großer Dankbarkeit durften wir in der vergangenen Woche erfahren, dass die unermüdlichen Recherchen von Herrn Hans-Peter Jans noch mehr Licht rund um den alten Fliesenteppich aus Erkelenz-Immerath und in einem Auszug aus dem virtualen Museum der Stadt Erkelenz teilweise nachgestellt sind:

Text aus dem Beitrag im virtualen Museum von Erkelenz:
KAPELLE DES KLOSTERS „HAUS NAZARETH“ IN IMMERATH (ALT)
Im Jahre 1901 baute die Kongregation der Töchter vom Heiligen Kreuz eine Anstalt für epileptisch Kranke. Damit verbunden war ein Kloster, für welches im Jahre 1902 eine Kapelle eingeweiht wurde.
Da in der Immerather Kirche bereits Mettlacher Kirchenfliesen verlegt waren, lag es wohl nahe, diese auch in der Kapelle des Kloster zu verlegen.

https://www.virtuelles-museum.com/thema/mettlacher-bzw-sinziger-kirchenfliesen-im-erkelenzer-land

Wie der „Immerather Dom“ wurde auch das Kloster „Haus Nazareth“ im Jahre 2015 abgerissen. Aber anders als in der Kirche entgingen diese Mettlacher Fliesen der Vernichtung. Zu verdanken ist dies dem Kölner Gastronomen Wilhelm H. Wichert vom Haxenhaus zum Rheingarten in Köln. Nach dem Abbruch des Klosters im Jahre 2015 hat er die Bodenfliesen (sie stammen aus dem Jahre 1890) aus der Kapelle des Kloster Haus Nazareth erworben. Dazu wurden die Fliesen in mühevoller Kleinarbeit vom Boden gelöst und vom alten Mörtel befreit. Nach der Lösung verschiedener Probleme wurden die Fliesen dann im Jahre 2021 in den Gastraum vom Haxenhaus eingebaut, insgesamt 150 Quadratmeter. Chantal Wichert, Touristikerin und Gattin des Gastronomen, überwachte die Verlegung und sorgte dafür, dass die ornamentreichen Fliesen richtig zugeordnet wurden.

Urkunde Haxenhaus | Michael Franke

Bei der „Einweihung“ des alten Fliesenteppich dankte der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel dem Gastronomen Wilhelm H. Wichert und erklärte, dass dieser einen Teil der Erkelenzer Geschichte bewahrt habe.
Hier einige der Fliesen aus der Kapelle, die jetzt im Haxenhaus verlegt sind:

Kirchenboden von Villeroy & Boch aus der Klosterkapelle in Erkelenz | Bilder: Frederic Wichert u. Lars Welding

Und so sei auch erwähnt, dass Herr von Boch von der Firma Villeroy & Boch sich über das Verlegen der Fliesen gefreut hat.
(Eine Kopie eines Schreibens vom Juni 2021)

Sehr geehrter Herr Wichert,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 11. Juni mit der Einladung zur Einweihung in Ihrem historischen Wirtshaus.
Es ist tatsächlich bemerkenswert, dass Sie diesen Fliesenteppich aus dem 19. Jahrhundert aus dem Kloster in Erkelenz erhalten konnten und nun in Ihrem Gastraum verlegen.
Dafür sei Ihnen herzlich gedankt.
Mit besten Grüßen,

Ihr Wendelin von Boch

Zurück im Haxenhaus:

Als wir vor mehr als fünfundzwanzig Jahren, kurz nachdem das Haxenhaus zum denkmalgeschützten Gebäude erklärt wurde und wir mit den intensiven Recherchen über die Geschichte des Hauses begannen, wurde festgestellt; der über Jahrzehnte ramponierte Fußboden musste ersetz werden.

Mit den Überlegungen einen Bodenbelag zu finden, der schon seine eigene Rolle in der Geschichte erlebt hatte, begaben wir uns auf die Suche.

Als Knabe habe ich in Elsdorf miterlebt, wie die „Rheinbraun“, so die damalige landläufige Kurzbezeichnung der heutigen RWE Power AG, den Abbau der Braunkohle betrieb und es gehörte das Abreißen von ganzen Ortschaften zu unserem Alltag. Dazu gehörten auch größere Gebäude, selbst Burgen (z. B. Morken-Harff, Reuschenberg, etc.) und Gutshöfe, die den Baggern weichen mussten. In diesen riesigen Häusern gäbe es wahrscheinlich große zusammenhängende Fußbodenbeläge.

Dies im Sinn, kontaktierte ich 2009 die RWE Power AG mit der Bitte, uns bei der Suche nach einem historischen Fußbodenbelag für das Haxenhaus zu helfen.

Anfang 2015 meldete sich Herr Sommer von RWE und verkündete, das „Richtige“ für uns gefunden zu haben. Noch am gleichen Tag sind wir, meine Frau und ich, nach Erkelenz-Immerath zum Kloster Haus Nazareth geeilt und sahen zum ersten Mal den Fliesenteppich in der Kapelle.

Wir brauchten nicht lange zu überlegen. Kurzentschlossen erstanden wir die Fliesen von der beauftragten Verwertungsfirma und malten uns aus, wie der Fliesenteppich für die nächsten Jahrhunderte im Haxenhaus Zeitzeuge des Kunsthandwerks aus dem 19. Jahrhundert sein würde.

Soweit wieder einmal eine kleine Story aus der Geschichte vom Haxenhaus.

Wir wünschen Euch Allen ein schönes und friedliches Weihnachten sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr 2025!

Euer
Familie Wichert