Es war ein warmer Sonntagnachmittag, der 2. Sonntag im September, an dem wie in jedem Jahr viele Denkmäler in Köln und im ganzen Land ihre Türen für interessierte Besucher öffneten.
Ich beobachtete von meinem Fenster im 3. Stock, wie sich die Besuchergruppe am Rheinufer vor dem Haxenhaus sammelte. Vor uns lag die Frankenwerft, die Schiffe glitten gemächlich über den Fluss, und Marcel, unser heutiger Hausführer begrüßte die Gäste mit einem freundlichen Lächeln.
„Herzlich willkommen am Tag des offenen Denkmals!“, begann er. „Das Gebäude, vor dem wir stehen, trägt seit Jahrhunderten kölsche Geschichte in seinen Mauern.
„Treten Sie näher, treten Sie näher! Sehr geehrte Damen und Herren, und wir beginnen nun mit einem Blick auf die Umgebung.“
Neben ihm stand ein älterer Herr, der neugierig den Kopf hob, als er die Fassade betrachtete und meinte: „Sieht auf den ersten Blick gar nicht so alt aus. Wissen Sie, wie lange das Haus schon steht?“
Marcel: „Das Haxenhaus wurde über die Jahrhunderte mehrfach umgebaut, doch die Wurzeln reichen bis ins 12. Jahrhundert. Früher gab es hier eine Brauerei mit dem Namen „Zum Verlorenen Sohn“ und gleichzeitig war es Gaststätte, die Schiffer und Händler am Rhein versorgte.“
Sie folgten dem Hausführer ins Erdgeschoss. Der Duft von leckeren Speisen, Bier, Holz und Geschichte lag in der Luft.
„Hier im Erdgeschoss“, erklärte der Führer, „wurden früher, genau wie heute, die Gäste bewirtet. Das Mauerwerk, die alten Balken, die Kölner Decke und Türen sind original – sie haben Kriege, Hochwasser und unzählige Geschichten seit dem Jahre1178 überstanden.“
Besucher: „Die Balken da oben… die mit den kleinen goldenen Figürchen sind wirklich eigenartig. Aber genau das macht es so charmant.“
Marcel: „Ja, man spürt, dass hier schon seit Jahrhunderten Generationen gefeiert, gegessen und verhandelt haben.
Und noch etwas ganz Besonderes. Schauen Sie bitte mal auf den Fußboden. Mit diesem Fliesenteppich hat es etwas ganz Besonderes auf sich. Die Besitzerfamilie hat einen Antrag bei der Firma, die den Braunkohleabbau betreibt, gestellt und gebeten, wenn beim Abriss eines größeren Gebäudes es einen erhaltenswerten Fuß Belag geben würde, diesen übernehmen zu können.
Tatsächlich hatte sich die Firma gemeldet und den Fliesenteppich aus der Kapelle im Kloster „Herz Jesu“ in Erkelenz-Immerath den Eigentümern vom Haxenhaus angeboten. Und seit 2021 wurden die kleinen Kachelfliesen in mühseliger Arbeit von einem Mosaikleger aus der Eifel hier im Haxenhaus neu verlegt. Die Bilder von der alten Kapelle und die Urkunden sind zum Betrachten an den Wänden im Erdgeschoß angebracht.
Die Gruppe stieg dann die schmale Treppe, die hier an diesem Ort schon seit der Zeit des Klassizismus war, zum ersten Stock hinauf. Die Stufen knarrten unter deren Füßen, als wollten sie selbst ein Stück Geschichte erzählen.
„Die erste Etage“, fuhr Marcel, der Hausführer, fort, „diente lange Zeit als weiterer Gastraum, in dem Händler, Geschäftsleute, und Pilger größere Feierlichkeiten abhielten.
Besucher: „Man kann sich richtig vorstellen, wie es hier in den Jahrhunderten zugegangen ist – der Rhein mit seinem Stapelrecht draußen am Ufer, das Treiben der Altstadt, und drinnen die Festlichkeiten.“
Marcel: „Ja, und auch heutzutage kann man hier noch eine mittelalterliche Festtafel, die „Luoderei“ erleben. Schauspieler und Musiker lassen euch eintauchen in das kulinarische Geschehen aus dem 13. Jahrhundert und man wird mit Latz und Kopfhaube sittsam bekleidet auf das Beste verköstigt. Das ist gleichzeitig dieser enge Bezug zur Geschichte und zur Gastronomie. Das ganze Haus atmet diese Doppelrolle bis heute.“
Oben im zweiten Stock öffnete sich ein größerer Raum. Hier lebten seit eher die Wirtsleute mit ihren Familien – nah am Geschehen, nah am Geschäft.
Sonnenlicht fiel durch die Fenster, und am Ende des Zimmers standen wir, als Besitzer des Hauses und begrüßten die Gäste.
„Willkommen“, war meine Rede, „ich freue mich jedes Jahr auf diesen Tag. Für mich ist das Haxenhaus nicht nur ein Gebäude, sondern ein Stück Heimatgeschichte. Seit über zwei Jahrzehnten öffnen wir das Haxenhaus am Tag des offenen Denkmals, um Besucher und interessierte Menschen, wie Sie, daran teilhaben zu lassen. Und für dieses, ihr Interesse bedanken ich mich ganz besonders“
Besucher: „Und was ist für Sie persönlich das Wichtigste an diesem Haus?“
Ich: „Dass es lebt. Ein Denkmal ist nicht nur Mauerwerk, sondern Erinnerung, Begegnung und Zukunft zugleich. Wir bewirten Gäste aus aller Welt –mehr als 120.000 pro Jahr- und gleichzeitig hüten wir eine Tradition, die über Jahrhunderte zurückreicht.“
Besucher: „Es ist, als würde das Haus selbst erzählen – und Sie geben ihm eine Stimme.“
Die Besuchergruppe applaudierte leise. Dann endete die Führung, und die Gäste traten hinaus in das quirlige Leben der Altstadt von Köln.
Fazit
Der Tag des offenen Denkmals im Haxenhaus war nicht nur ein Rundgang durch Räume, sondern eine Reise durch Jahrhunderte. Zwischen alten Fliesen, Kölner Decke und Geschichten, zwischen Rheinblick und Gastlichkeit, wurde deutlich: Dieses Haus ist weit mehr als ein international bekanntes Restaurant – es ist ein „Denkmal voller Leben“ in Köln.