#5 – Was für eine Überraschung…

Alles joot?

Der Bau-Historiker Dr. Erdmann schickte wenige Tagen nach seinem Rundgang durch den Gewölbekeller vom Haxenhaus einen vielseitigen Bericht. In seinem Gutachten erwähnte er, da, wo heute das Haxenhaus steht, hatten die Römer Anfang des Jahrtausends Versorgungslager für ihre Legionen errichtet. Und später wurde dann auf den römischen Mauern eine Brauerei samt Gewölbekeller und Brunnen errichtet.

Was für eine Überraschung. Gemäß dem Gutachten ist somit das Haxenhaus älter als der „Kölner Dom“, dessen Grundsteinlegung 1248 war.

Nun gab es kein Halten mehr. Wir wollten mehr Informationen über die Historie vom Haxenhaus.

Mit dem Gutachten von Dr. Erdmann in der Hand begaben wir uns auf die Suche nach Fachleuten, die sich mit dem Kölner Mittelalter auskannten.

Und wir hatten wieder Glück! In den folgenden Tagen, bei einem Gespräch mit der Redakteurin des Messebriefs, einer Informationszeitschrift der Kölner Messe, erzählten wir ihr von den historischen Neuigkeiten. Es stellte sich heraus, dass sie Mitglied der Gruppe „215“ war, ein Verein, der als Aufgabe die Erforschung des Lebens im Mittelalter von Köln, hatte. Sie bot an, uns mit ihrer Gruppe bei den Forschungen zu unterstützen. Voller Elan vereinbarten wir die uns wichtigen Jahrzehnte, die es zu bearbeiten galt, zum Beispiel:

Der Schrein der heiligen 3 Könige seit 1169

Baugeschichte des Doms

Einführung des Stapelrechtes 1259

Ein ganz starkes Interesse hatten wir an Nachweisen, wie zu diesen Zeiten die wirtshausmäßige Versorgung der zahlreichen Pilger, Händler, Kaufleute und Schiffsbesatzungen stattgefunden hat.

Welche Speisen und Getränke kamen auf den Tisch der „normalen“ Besucher der Stadt?

Mitglieder der Gruppe „215“ suchten in den Archiven des Stadtmuseums, in privat aufbewahrten Papieren und in Skriptorien von Klöstern und Kirchen nach Spuren der Vergangenheit. Es dauerte erstaunlicherweise nicht sehr lange, bis nach intensiven und schwierigen Recherchen die ersten Ergebnisse auf dem Tisch lagen. Und dies, wenn man bedenkt, wie wenig über das Leben außerhalb der elitären Geschichte von Bischöfen, Rittern und Adel bekannt war. Nur selten bemühten sich damals Geschichts-Schreiber um das Leben des niederen Volkes.

Auffallend in den Ergebnissen war eine längst vergessene Aufzeichnung über

Kölner Mühlenschiffe.

Dabei kam zu Tage, wie erfinderisch sich die Kölner im Mittelalter zu helfen wussten, denn:

Auf den täglichen Märkten in Köln war meistens genügend Getreide vorhanden und dieses wurde dann mit Kähnen zu den Rheinmühlenschiffen gebracht. Diese Rheinmühlenschiffe lagen vor der Stadtkulisse auf dem Rhein in der Höhe des heutigen Schokomuseums. Die Mühlenschiffe funktionierten nach alten Plänen von Vitruvius, einem römischen Architekten. Zwischen zwei Schwimmkörpern befand sich ein großes Schaufelrad, das durch die Strömung des Rheines angetrieben wurde und die dadurch gewonnene Energie ließ sich mittels Getriebe auf mächtige Mühlensteine übertragen.

Nach einem ausgeklügelten System erhielt nach dem Mahlen jeder Getreidelieferer sein eigenes Mehl zurück. Dieses Mehl wurde dann von den zahlreichen Bäckereien in der Altstadt zum Brotbacken und zur Versorgung der Bevölkerung benötigt.

Man möge bedenken; zu dieser Zeit verspeisten Menschen die fünffache Menge an Brot, als es heute der Fall ist!

Als weiteres Highlight kam zu Tage:

Eine Schriftrolle mit kriminalistischen Aufzeichnungen aus dem Mittelalter, in der über

illegales Glücksspiel in den Wirtshäusern am Hafen berichtet wurde.

Dabei wurde in den polizeilichen Berichten erwähnt, dass:

Erstens, in den Wirtshäusern dem verbotenen Spiel mit Glücksrädern, Karten und dem Würfelspiel gefrönt wurde.

Und zweitens, sich durchorganisierte Banden aus der Gegend des Balkans in der Altstadt ausgebreitet hatten und dort regelmäßig Pilger und reiche Händler und Schiffsbesitzer mit Hütchenspielen und anderen Gaunereien abzockten.

Für sich genommen hatte uns die Geschichte mit dem illegalen Glücksspiel in den Wirtshäusern der Altstadt fasziniert. Allein der Gedanke, dass, was in den Aufzeichnungen geschrieben stand, tatsächlich im Haxenhaus stattgefunden hatte.

Das war der Stoff für einen Roman, Stoff für einen spannenden Krimi aus dem Mittelalter. Die Geschichte nahm dann immer mehr Form an. Eine Antwort auf die Frage, wie die damalige Kölner Polizei das Problem mit einer „kölschen Lösung“ in den Griff bekommen haben konnte, endete in einer Rohfassung für ein Buch.

In wenigen Wochen schrieb ich den Romanentwurf zum Titel

Der Büttel zu Cöln

Wie ging es weiter?

Wurde der Krimi aus dem Mittelalter fertig geschrieben?

Wenn ja, wann?

Mehr darüber und ob das Buch je publiziert wurde im kommenden Blog.

Bis nächsten Freitag.