Alles Joot?
Es freut mich, dass ihr wieder Zeit gefunden habt, gemeinsam mit uns in die Vergangenheit des Haxenhauses zu spinxen. (heimlich etwas ausspionieren)
Es dauerte ein paar Tage, seit dem Besuch von Franz Mathar, dem Kölsch-Pabst, im Haxenhaus. Und auch seit dem Versprechen unseres Elektrikers, einen Mittelalter-Historiker uns zu schicken.
Es war die Mittagszeit. Das Haxenhaus war gut besucht und ich hatte Thekendienst, als ein Herr vor der Theke stand:
„Ich heiße Dr. Erdmann, bin Bau-Historiker für mittelalterliche Gebäude und ihr Elektriker bat mich, das Haus zu begutachten. Dürfte ich bitte in ihren Keller!“.
Ich hatte mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass unser Elektriker das ernst gemeint hatte, als er von dem `Vollen Stall von Historikern` geschwafelt hatte.
Was mach ich jetzt mit Dr. Erdmann? Ich war total im Stress. Die Bestellungen und Fragen der Kellner flogen mir nur so um die Ohren:
Chef, ich brauche 1 Meter Kölsch, 5 Veltins Pils, 3 Paulaner Weizen und 6 Kabänes schrien die Kellner durcheinander. Die Klingel des Speisenaufzuges bimmelte ununterbrochen. Die Küche lief auf Hochtouren.
„Chef, wo kommt die gegrillte Bratwurst mit dem Sauerkraut und Kartoffelpüree hin?“ fragte Renate, die jüngste Kellnerin. „Chef, ich habe hier die Haxe `Buttermarkt` mit Gemüse für Tisch 11. Iss dat rischtisch met dem Jemös?“ rief Kellner Jupp.
Essen musste heiß an die Tische der Gäste gebracht werden, deshalb war Eile geboten. Alles Fragen mussten beantwortet werden, denn der Gast ist der König.
Aber da stand noch immer Dr. Erdmann. Von der Hektik um ihn herum vollkommen unberührt. Ohne eine Miene zu verziehen, beobachtete er das Geschehen im Lokal.
Während der Arbeit schielte ich immer mal wieder zu ihm herüber: Dr. Erdmann sah wirklich so aus, wie man sich einen Gelehrten, einen Historiker vorstellte.
Er war ziemlich klein und schmächtig, vielleicht zwischen vierzig und fünfzig Jahren alt, trug eine runde Nickelbrille und das gegelt kurze Haar hatte er streng gescheitelt. Was mir noch auffiel war, dass er sehr blass im Gesicht war, was normalerweise als Kennzeichen für Leute galt, die sich tief in Bücher verkriechen.
In einem kurzen Moment, wo die Bestellungen der Kellner etwas nachließen, fand ich die Zeit ihn anzusprechen:
„Also Herr Dr. Erdmann, vielen Dank für Ihr Kommen. Wie sie sehen können, ist es momentan wegen des starken Betriebes etwas ungünstig. Ich habe leider keine Zeit, mit ihnen in den Keller zu gehen.“
„Nein, nein, nein! Ich brauche niemanden, der mich begleitet. Ich werde mich allein zu recht finden. Zeigen sie mir einfach die Tür und die Treppe, die zum Gewölbekeller führt. Ich komme allein zu recht.“ erwiderte Dr. Erdmann mit seiner dünnen Stimme.
Dann öffnete er den Klickverschluss seiner alten verschlissenen Aktentasche aus abgenutztem Leder, entnahm ihr einen grauen Hausmeisterkittel, entfaltete diesen sorgfältig, zog ihn über seinen altmodischen Tweed-Anzug, überprüfte den korrekten Sitz des Kittels und wartete darauf, von mir den Weg zum Gewölbekeller gezeigt zu bekommen.
Dann bedankte er sich höflichst bei mir, öffnete die quietschende Tür zum Keller und sagte beim Hinuntersteigen:
„Haben sie vielen Dank. Bis nachher. Ich werde mich bei Ihnen melden.“
Und dann war er im Keller verschwunden.
Was wird Herr Dr. Erdmann in den Gewölbekellern, tief unter dem Haxenhaus, finden?
Mehr im nächsten Blog
P.S. Opjepass!
Jedes Jahr nehmen wir am Tag des offenen Denkmals teil. An dem Tag können sie alle Räumlichkeiten besichtigen und zuletzt die Familie kennenlernen, die euch Rede und Antwort stehen werden mit den Gegebenheiten von den letzten 35 Jahren. Wir freuen uns auf euren Besuch! Für weitere Informationen haltet Ausschau auf unsere Webseite oder die des Denkmalschutzes.
Kostenlose Führungen am 10.09.23 um 10:30, 12:30, 14:30 und 16:30 Uhr, jeweils ca. 45 Minuten