Blog #13 – Gildenhalle

Alles joot?

Florian Grimm, der Büttel zu Cöln hatte sich am Tag vorher im Hafen mit den Stapel-Arbeitern unterhalten. So auch heute:

Vorher war er kurz im Haxenhaus eingekehrt, hatte eine warme Milchsuppe mit Brot als Morgenspeise zu sich genommen und ging nun schnurstracks die paar Schritte zum Rheinufer, dort, wo die Tagelöhner auf Aufträge warteten.

„Morjen, Herr Büttel“

„Morjen Jupp, Morjen Mannslück“ antwortete Florian Grimm den Männern, die an Kai # 7 gelangweilt herumsaßen.

Es war Ende November. Dichte Nebelschwaden waberten an diesem Morgen über den Rhein. Das gegenüberliegende Ufer mit dem mächtigen Castellum Deutzum war nur zu erahnen. Kalt war es geworden und es ging stracks auf das Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christi, auf die Weihnacht zu.

Im Hafen gab es um diese Jahreszeit weniger Arbeit. Es kamen nicht mehr so viele Schiffe, deren Fracht umgeladen werden musste.

„Ja, Herr Büttel, gestern sagten Sie noch, wenn isch heute Fragen hätt, soll isch wat sagen. Aber jetzt is et es su, datt isch inne watt verzälle kann“, sprudelte es aus Jupp, dem Vormann der Hafenarbeiter, heraus.

„Erstens, Jupp, sprich so, und zwar in einer Sprache, dass ich dich verstehen kann und zweitens, was ist denn die Neuigkeit, die du für mich hast?“

Grimm hatte gerade Zeit für ein Schwätzchen und freute sich immer darauf, von den Hafenarbeitern das Neueste zu erfahren.

„Jo, Herr Büttel, gestern hat wieder ein Kahn hier anjelescht, der in diesem Jahr zum zweiten Mal hier beij os im Hafen es. Un dat Schiff heißt –Gilde-. Stellt euch vor, dat Schiff heißt genauso, wie der Verein von den höheren Herren im Rothuus – isch meinte Rathaus“ verbesserte sich Jupp, sichtlich bemüht so zu reden, dass der Büttel die wichtige Neuigkeit verstehen würde, die er zu erzählen hatte.

„Also, einer der Matrosen, der John, der von dem Schiff Gilde, hat mir verzällt, dat se mit dem Schiff voller Stoffballen von England, und zwar us ener Stadt, die London heißen soll, über dat offene Meer und dann den Rhein flussaufwärts bis he no Kölle gekommen wären. Un, der hätt gesaat, dat London, die Stadt do in England, jrösser wör als unser Kölle. Dat ist doch kaum vorstellbar, oder?

Wat sagt ihr dozo, Herr Büttel?“

„Na ja, Jupp. Vieles gibt es, was uns noch nicht so bekannt ist“ versuchte Florian Grimm der Frage auszuweichen.

„Wartet, wartet Herr Büttel, dat es noch nit alles.

Der John, der Matros vun der Gilde hat noch mehr verzällt. In dem London gibt es ein riesig großes Haus, watt von Kölner Kaufleute, nämlich die von dem Verein aus unserem Rathaus, gebaut worden is. Un dat Haus heißt, jetzt halt euch fest, Gildenhalle. Stellt euch dat vor. Mitten in der Stadt, in dem London, ein Gebäude mit dem Namen von unserem Verein, der Gilde aus dem Rathaus. Un da die do in England ja anders reden, als mir he in Kölle, nenne die der große Bouw Guildhall. Das Gebäude sull für die Ewigkeit gebaut sin, so solide soll dat sein. Hätt der John verzällt.“

„Höchst interessant, Jupp, sehr interessant.

Wisst ihr Männer denn überhaupt, was der Begriff Gilde bedeutet? Lasst mich kurz erklären.  Mir wurde bei meiner Schulung als Büttel folgendes beigebracht:

„Die Gilde ist ein durch einen Schwur gefestigter Zusammenschluss von Kaufleuten, die sich in der Hanse vereint haben, einem Zusammenschluss von seetüchtigen und schiffbaren Hafenstädten in Europa.“

Und dieses begann hier bei uns in Köln. Wie du siehst, Jupp. John, der Matrose hat dir also die Wahrheit erzählt“

„Jo Herr Büttel, jetzt wird mir auch einiges klar. Gestern als die Gilde angelandet ist, stand unser Bürgermeister, der werthe Herr Dietrich Benesis von Lintgass am Kai. Dem jehört nämlich das Schiff un der is ja auch Mitglied in der Gilde im Rathaus. So schließt sich der Kreis. Wieder wat jelernt. Hier im Hafen von Köln trifft sich wirklich die janze Welt un man wird jeden Tach e bißsche schlauer. Besten Dank Herr Büttel. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag, obwohl et kalt es un Schnee in de Luff liegt.

Diese Geschichte ist frei erfunden, obwohl sie auf einigen geschichtlichen Wahrheiten beruht.

Bis nächsten Freitag

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