Blog #12 – lasset uns doch einem Gespräch lauschen…

Alles joot?

Sehr oft stellten die Gäste im Haxenhaus immer wieder Fragen, so wie diese:

– Warum haben die Römer vor mehr als zweitausend Jahren gerade hier

an dieser Stelle Köln  gegründet?

– Warum war Köln immer ein vielseitiger Ansiedlungspunkt?

– Warum galt Köln gerade im Mittelalter als eine der fortschrittlichsten Städte?

– Warum war Köln eine Hansestadt?

Für eine Antwort auf diese Fragen lasset uns doch einem Gespräch lauschen, das so zwischen Florian Grimm, dem Büttel der Altstadt und Jupp, der mit seinen Hafenarbeiterkumpels an Kai # 7 auf einen Lade-Job wartet, im Jahre des Herren anno 1272 stattgefunden haben könnte.

„Morjen, Jupp, morjen Männer“

Missmutig grüßte Florian Grimm, der Büttel zu Cöln die Hafenarbeiter, die an Kai #7 auf einen neuen Ladejob warteten. Florian Grimm war immer schlecht gelaunt, wenn er im Hafen von Köln die Einhaltung des Stapelrechtes und insbesondere die Haltbarkeit und Frische der Fische in der Salzgasse kontrollieren musste. Hier an Kai #7 war die Luft wieder rein.  Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit den Tagelöhnern morgens am Rheinufer ein Schwätzchen zu halten.

„Morjen Herr Büttel“ antwortete Jupp, um gleich fortzufahren: “Sach ens, Herr Büttel. Isch hätt do en Froch.“

„Jupp, du weißt, ich benn nit us Cölle. Also spresch es su, dat isch dat verstonn kann!“

„Ist ja juut, Herr Büttel. Isch gebe mir Müh. Sagt mal, Herr Büttel, ihr seid doch gebildet, weil ihr eine Schule besöök habt. Sagt mal, warum kommen so viele Schiffe mit all dem Zeugs gerad he no Cölle un nit irgendwo anders hin?“

„Jupp, das ist nicht so ganz einfach zu beantworten“ antwortete Florian Grimm, sichtlich geschmeichelt auf seine Ausbildung angesprochen und der Tatsache, Lesen und Schreiben zu können.

Jupp, als die Römer die Stadt gegründet haben, war unser Herr, Jesus Christus noch nit geboren. Sie nannten zur der Zeit den Fluss, unseren Vater Rhein, auf dem sie von Süden gekommen waren, Rhenus Fluvius. Schon damals transportierten sie sämtlich schweren Güter auf dem Wasser und das hat sich seit dieser Zeit stark vermehrt, wie du richtig bemerkt hast. Und, da, wo viel Handel und Transportwesen vorhanden ist, da lassen sich die Menschen gerne nieder.“

„Jo, Herr Büttel, dat verstonn isch. Aber warum fahren den die Schiffe, die von Norden kommen nit weiter nach Süden und laden ihren ganzen Kram zum Stapeln he bei uns in Cölle ab?“ Fragte Jupp.

„Jupp und ihr Alle, hört mal gut zu. Das ist eine ganz entscheidende Frage. Diese Schiffe, die vollbeladen von England, Dänemark, Schweden und Holland kommen, können nicht weiter den Fluss aufwärtsfahren, weil Untiefen und aufragende Felsen im Wasser den Segelschiffen den Kiel wegreißen würden. Und seht, dort, wo der Bau der herrlichen Kathedrale vor vierundzwanzig Jahren durch den Baumeister Gerhard begonnen wurde, übrigens ein neues, grandioses Zuhause für die Gebeine der Heiligen Drei Könige, steht diese auf einem Felsen, dessen Ausläufer sich bis in den Rhein hinstrecken. Und zwar bis hin zum Wertchen, der kleinen Insel, die von hier nur einen kurzen Gehweg flussaufwärts mitten im Rhein liegt. Dort, wo auch die vielen Rheinmühlenschiffe liegen, die die zahlreichen Bäckereien in der Stadt mit Mehl versorgen. Von da an können die Segelschiffe nicht mehr weiter.“

Beeindruckt nickt Jupp wissend und sagte: „Jetzt kapier isch. Und deshalb werden die ganzen Güter hier am Ufer gestapelt, um dann gezählt, mit dem Kölner Brand gestempelt in die anderen Kähne, die mer Oberländer nennen, verladen. Dem Herrgott sei Dank! Dadurch hämm mer jeden Daach genooch ze arbeiten“

„Genau, Jupp. Die Kähne, wenn sie leer sind und mit dem Bug steil nach oben ragen, werden Oberländer genannt. Durch ihre Bauart liegen sie komplett flach im Wasser und haben dadurch nur geringen Tiefgang.

Da diese Oberländer aber keinen Antrieb haben, müssen sie mit Hilfe von Seilen und Pferden gezogen werden, das nennt man treideln. Dazu hat man schmale Treidelpfade am Ufer des Flusses angelegt.

Dort, wo nach einem Tagesmarsch die Pferde und Leinenführer gewechselt wurden, entstanden Treidel- Stationen. Die nächstgelegene Treidelstation südlich von Köln ist Wesseling * .“

„Leeven Herr Büttel, das ist ja allerhand, wat se uns da verzälle. Besten Dank für dat all. Isch hätte da aber noch eine Frage.

Et wird immer erzählt, dat der Rhein in Abschnitte unterteilt wird. Man spricht vom Niederrhein und vom Mittelrhein. Und der Übergang soll hier bei uns in Cölle sein. Wissen sie wo?“

„Jupp, ich weiß nur so viel. Auf alten Bildern ist zu sehen, dass genau am Ende der Salzgasse, dort vor dem Haxenhaus, folgendes zu entdecken ist: Flussabwärts sind die vielen Segelschiffe geankert und flussaufwärts liegen die zahlreichen Oberländer-Kähne. Und genau an dieser Stelle ist meiner Meinung nach die Trennung von Nieder- und Mittelrhein.

So Jupp, lange genug geschwätzt. Ich muss weiter. In der Fleischhalle wartet noch viel Arbeit auf mich“ sprach Florian Grimm und schickte sich an Kai #7 und die Männer zu verlassen.

„Herr Büttel, habt besten Dank für die vielen Auskünfte un üre Besöök“ rief Jupp dem Büttel hinterher.

„Jupp, ich komme morgen wieder vorbei und wenn ihr noch etwas wissen wollt, dann fragt einfach. Mir macht das Freude, Euch etwas von der Geschichte unserer schönen Stadt erzählen zu können,“ rief der Büttel zu Cöln zurück und schritt wohl gelaunt in Richtung Heumarkt.

*(Wesseling = Wessel de Ling = Wechsel die Leine)

Bis nächsten Freitag

Dann die Antwort auf die Frage:

Was hat Köln mit der Guildhall in London zu tun?

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